22. März 2023

Bürger sind eingeladen: Wissenschaftliches Kolloquium zur Zeitreise-App der Manderscheider Niederburg

Manderscheid. Mit einer Extended-Reality-App sind bald „Zeitreisen“ in die Geschichte der Manderscheider Niederburg möglich. Auf einem im Burgladen ausleihbaren oder auf dem eigenen Tablet bzw. Smartphone können Besucher in naher Zukunft auf Bewohnerinnen und Bewohner der spätmittelalterlichen Niederburg treffen und die rekonstruierte Burg in 3D bestaunen. Beim Start kann der Besucher wählen: Man kann die „Zeitreise“ als informative Tour oder Abenteuerspiel erleben. Im Rahmen des ersten Manderscheider „Niederburg-Kolloquiums“ dürfen Verbandsbürgermeister Manuel Follmann und Stadtbürgermeister Günter Krämer gemeinsam mit Wissenschaftlern die erste virtuelle Zeitreise ins Mittelalter auf der Niederburg unternehmen. „Mit der Einführung der App wird ein sehr aufwendiges Projekt realisiert, welches nach jahrelanger Vorbereitung in Zusammenarbeit mit absoluten Fachleuten im technischen wie auch im wissenschaftlichen Bereich eine enorme Wertsteigerung für unsere Burgen bedeutet. Die Möglichkeit, das mittelalterliche Leben dank modernster Technik so real in den alten Mauern zu erleben sucht sicherlich seinesgleichen,“ so Stadtbürgermeister Günter Krämer.

 

Für die Öffentlichkeit steht die App ab Mai 2023 zur Verfügung. Mit der Zeitreise-App können die Nutzer dann beispielsweise die Bäuerin Styne von Laufeld antreffen, die von ihrer Hochzeit nach außerhalb der Manderscheider Grundherrschaft und den damit verbundenen Auflagen berichtet. Oder man begegnet in der Burgkapelle einer durchreisenden Äbtissin. Hat man es an der mürrischen Wache vorbei in die Hauptburg geschafft, trifft man im rekonstruierten Palas sogar höchstpersönlich auf den Grafen Dietrich von Manderscheid und seine Familie. Zuvor wird man den Bergfried, wie er vor 500 Jahren ausgesehen haben könnte, über die heute befindliche Ruine auf seinem Display sehen können. Entscheidet man sich zu Beginn des Erlebnisses für den Adventure-Modus, muss man der armen Müllersfamilie aus der Talsiedlung Niedermanderscheid dabei helfen, ein Unrecht aufzuklären – und nicht alle Burgbewohner sind so hilfsbereit wie die Spielfrau oder der Söldner mit seiner Hakenbüchse.

 

Erstellt wurde die App von einem Team aus Filmemachern, Augmented-Reality-Spezialisten, Historikern und Künstlern. Der Produzent und Regisseur Donni Schoenemond (GALLION Film) aus Mannheim und der Mittelalter-Historiker und AR-Spezialist Dr. Simon Maria Hassemer haben dabei eine besondere Verbindung zur Burg – beide sind in der Vulkaneifel geboren und aufgewachsen, in Pantenburg bzw. Wallscheid. Sie kennen die Burg seit ihren gemeinsamen Kindheitstagen und sehen das Projekt als Herzensangelegenheit: “Die Manderscheider Burgen sind für uns ein besonderer Ort. Hier Geschichten zu erzählen und Wissen zu bündeln empfinden wir als großes Privileg”, so Schoenemond.

Das wissenschaftliche Kolloquium zur Einführung der App wird vom 24.-26.03.2023 in Manderscheid stattfinden. Keynote-Speaker ist Deutschlands berühmtester Burgenforscher Dr. Joachim Zeune, der nicht nur zahlreiche Standardwerke über Burgen verfasste, sondern auch bei großen Fernsehproduktionen wie „Terra X“ beratend tätig war – und auch bei der App „Zeitreise Niederburg“. Auf Zeunes Forschungen geht der inhaltliche Schwerpunkt des Projektes zurück: Nicht das veraltete einseitige Bild der Burg als militärische Festung sondern die Funktionsvielfalt als regionales Zentrum von Wirtschaft, Herrschaft, Alltag und Kultur wollten die Macher der Zeitreise-App betonen. Ein Schwerpunkt des Kolloquiums wird auch die Diskussion wissenschaftlicher Hintergründe zu dem Gezeigten sein. „Wir wollten von Anfang an mit der App auch Wissenschaftskommunikation betreiben. An fast jeder Station wird es daher noch Hintergrundinformationen darüber geben, wie wir das in der App Gezeigte konstruiert haben.“, so Dr. Simon Maria Hassemer. „Die Wissenschaftler:innen des Kolloquiums haben uns hierfür wertvolle Impulse geliefert.“ Auf die Frage, wie er persönlich zu dem Projekt stehe, wird er nostalgisch: „Spielerisch etwas über das Mittelalter lernen, mit digitalen Mitteln, in meiner Heimat, der Vulkaneifel – das ist ein wahr gewordener Traum!“

Interessierte Bürger:innen sind herzlich eingeladen, sich die Vorträge der Wissenschaftler im Rahmen des Kolloquiums anzuhören. Neben Herrn Dr. Zeune referieren hier unter anderem auch der Autor des Niederburg-Buchs Alexander Thon sowie die aus Manderscheid stammende Historikerin Dr. Verena Wirtz.




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