29. September 2022

Dwif Wirtschaftsfaktor Tourismus “Rheinland-Pfalz 2019 / 2021”

Der Wirtschafts- und Standortfaktor Tourismus zeichnet sich dadurch aus, dass er eine klassische Querschnittsbranche ist – es gibt kaum einen Wirtschaftszweig, der nicht vom Tourismus profitiert. Investitionen in die Infrastruktur, Produktentwicklung und Vermarktung sind weiterhin wichtig, wie es auch der dwif Wirtschaftsfaktor Tourismus für Rheinland-Pfalz entsprechend aufzeigt. Der Tourismus ist Umsatzbringer, generiert Steuereinnahmen, trägt über Abgaben zur direkten Verbesserung der lokalen Infrastruktur. Gleichzeitig steigert es die Attraktivität und Lebensqualität für Einheimische und Gäste. (Siehe Grafik 1)

Grafik 1: Einfluss des Tourismus

Die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, welchen Einfluss die Tourismusbranche nicht nur auf das Gastgewerbe und den Einzelhandel, sondern auch auf den Dienstleistungsbereich, zuliefernde Betriebe, regionale Produzenten etc. hat. Zur Einordnung der Bedeutung des Tourismus für Rheinland-Pfalz, auch im Zusammenhang mit dem Einfluss der Corona-Pandemie hat die RPT die Analyse der Jahre 2021 sowie vergleichend auch für 2019 in Auftrag gegeben, um die Auswirkungen anhand von anerkannten wirtschaftswissenschaftlichen Berechnungsmethoden sichtbar zu machen.

Die Fakten 2021 für gesamt Rheinland-Pfalz:

  • Über 5,5 Milliarden Euro Brutto-Umsatz
  • 182,5 Millionen Aufenthaltstage
    • Davon 162 Millionen Tagesreisen
  • 20,5 Millionen Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben (Aufteilung der Segmente siehe Grafik 2)

Grafik 2: Umsätze nach Marktsegmenten 2021

 

Von den 5,5 Milliarden Euro Gesamtumsatz entfallen knapp 70% auf den Tagestourismus. Sie ergeben sich durch direkte Ausgaben der Gäste für Gastgewerbe, Einzelhandel und Dienstleistungen (z.B. Stadtführungen und Eintrittsgebühren, ÖPNV). Ein weiteres Viertel des Gesamtumsatzes entfällt auf gewerbliche Betriebe (≥ 10 Betten) und jeweils knapp 3% auf Privatquartiere (< 10 Betten) und Camping.

 

Zum Vergleich: die Fakten 2019 für gesamt Rheinland-Pfalz:

  • Über 8 Milliarden Euro Brutto-Umsatz
  • 234 Millionen Aufenthaltstage
    • Davon 202 Millionen Tagesreisen
  • 32 Millionen Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben (Aufteilung der Segmente siehe Grafik 3)

Vom Gesamtumsatz entfielen 2019 knapp 63% auf den Tagestourismus. Der Anteil der Tagesreisen hat sich im Jahr 2021 unter Einfluss der Pandemie um 6% gesteigert. Die Anteile von Camping und Privatquartieren sind stabil geblieben. Der Anteil der Betriebe ≥ 10 Betten lag 2019 bei 30%.

Grafik 3: Touristische Umsätze nach Marktsegmenten 2019

 

Vergleich 2021 zu 2019 – Auswirkungen der Corona-Pandemie

Grafik 4 zeigt die Kennziffern im Zeitvergleich 2015, 2019 und 2021. Von 2015 zu 2019 steigen die Kennziffern durchweg. Besonders die Anzahl der Tagesgäste sowie die Bruttoumsätze im Gastgewerbe stiegen mit über 20% sehr stark.

Der Einfluss der Corona-Pandemie lässt sich anhand der Entwicklung 2021 vs. 2019 sehr gut sehen. In den Destinationen in Deutschland entstanden durch Umsatzausfälle durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie Milliardenverluste: 69 Mrd. € Verlust in 2020 | 59 Mrd. € Verlust in 2021. Betrachtet man Rheinland-Pfalz sinken alle Kennziffern im zweistelligen Prozentbereich. Insgesamt gehen die Bruttoumsätze um 32,4% zurück. Besonders stark betroffen sind Beherbergungs- und Gastgewerbe (- 43,1% und – 41,2%). Im Einzelhandel war der Umsatzrückgang mit – 21,4% Prozent am geringsten.

Grafik 4: Zeitvergleich 2021 ggü. 2019

Nach derzeitigen Berechnungen hat der Tourismus in Rheinland-Pfalz im Jahr 2021 wöchentlich Umsatzeinbußen von circa 50,7 Mio. € hinnehmen müssen (gesamt 2021 ca. – 2.6 Mrd. € im Vergleich zu 2019).

Grafik 5 zeigt wichtige Kennziffern zu den Auswirkungen der Corona-Krise. Neben der Entwicklung der Aufenthaltstage und Bruttoumsätze ist hier auch die Entwicklung der touristischen Wertschöpfung, Steueraufkommen und den Einfluss auf Einkommen dargestellt. Von der Wirtschaftskraft des Tourismus profitieren neben dem Gastgewerbe, dem Einzelhandel und den Dienstleistern auch die Kommunen sehr stark, weshalb der deutliche Einbruch des Tourismus sowohl in Betrieben als auch in der öffentlichen Verwaltung spürbar ist. Das touristische Steueraufkommen lag 2019 bei ca. 760,5 Mio. Euro, 2021 nur noch bei 506,1 Mio. Euro.

Grafik 5: Auswirkungen der Corona-Krise

 

Nach wie vor hält die durch Covid-19 ausgelöste Krise die Tourismusbranche in Atem. Die Nachfrage ist eingebrochen, dann hat sie wieder angezogen, ist erneut eingebrochen, wieder angezogen.

Die gesamte Tourismuswirtschaft hofft, 2022 wieder an alte Erfolge anknüpfen und neue Potenziale nutzen zu können. Genau in diese Situation hinein treffen uns neue Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine. Die Rahmenbedingungen bleiben volatil und datenbasierte Orientierung ist gefragter denn je. Die Branche wird eine lange Erholungsphase benötigen. Mittel- und langfristige Folgen für die Qualität der touristischen Angebote oder den touristischen Arbeitsmarkt sind spürbar.

 

Die vollständigen Studienergebnisse zum Download: 2019 und 2021

 




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