14. Juni 2022

So war das KOGGE-Literaturforum in Himmerod 2022

‘s ist Krieg! ‘s ist Krieg! … und ich begehre / nicht schuld daran zu sein.

Diese Gedichtzeilen von Matthias Claudius waren das inoffizielle Motto des diesjährigen Literaturforums der Europäischen Autorenvereinigung DIE KOGGE im Kloster Himmerod. Eigentlich lautete das Motto: “Wasser in der Hand”, ein Zitat aus dem Ulysses von James Joyce, aber welche Autorin, welcher Autor kann in solchen Zeiten weiterarbeiten, als sei nichts geschehen. Denn es ist Krieg in der Ukraine. Und die Düsenjäger der nahen Air Base von Spangdahlem donnern vermehrt über das friedliche Tal der Abtei von Himmerod.

Und so mussten die KOGGE-AutorInnen in ihrer jährlich stattfindenden Tagung über Himmelfahrt und in den beiden Lesungen in der Klosterkirche und im nahen Clara-Viebig-Zentrum (Eisenschmitt) diesmal den Spagat zwischen Natur und Zerstörung, zwischen dem Lebenselixier Wasser und dem Grauen der Dauerbombardierung der Ukraine hinbekommen. Gute Literatur zeigt ja oft viele Schattierungen des Lebens. Sie verweilt weder im Grauen, noch im nur Schönen, sie zeigt, dass alles in Allem enthalten sein kann, und verweist auf alternative Möglichkeiten der Wahrnehmung und des Denkens, was in Zeiten, in denen die Angst öffentliche Diskurse beherrscht, gesellschaftliche und menschliche Relevanz hat.

Die Kirchenlesung  am Freitag nach Himmelfahrt,  von jeher ein Kulminationspunkt der Tagung, war diesmal keine leichte Kost für die Besucher, die Texte der KOGGE-AutorInnen ernst, die Musik getragen. “Aus tiefster Not schrei’ ich zu dir” – eindrucksvoll ließ der Organist Wolfgang Valerius Bach erklingen. Gunilda Wörner nahm in ihren Cello-Improvisationen den Hall der Kirche auf und warf ihn in Klang- und Tonkaskaden in diese zurück, zurück in die Texte von anwesenden und abwesenden AutorInnen aus ganz Deutschland und Österreich und ins Publikum. Bernd Kebelmann aus Berlin und Ursula Teicher-Maier aus Dieburg moderierten den anderthalbstündigen Abend. Pater Stephan Senge, KOGGE-Ehrenmitglied und alljährlicher Gastgeber der KOGGE-Tagung, eröffnete die Lesung mit seinen religiösen Texten in epigrammatischer Kürze zum Thema.

Er lädt nun schon seit über fünfzig Jahren Schreibende nach Himmerod ein und zeigt sich hier immer wieder als fürsorglicher, humorvoller und unkonventioneller Begleiter der Gäste, die seinetwegen jedes Jahr wiederkommen – aber auch des Ortes wegen, der in gewachsener Schönheit und mit vielen helfenden Händen für seelisches und leibliches Wohl seiner Besucher sorgte und sorgt und das vermittelt, was Schreibende brauchen: Stille. Denn sie wendet den Blick auf Wesentliches.

Ursula Teicher-Maier




Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert