Erste Ergebnisse der FUR Reiseanalyse 2022
Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) stellt die zentralen Ergebnisse aus der aktuellen Reiseanalyse 2022 vor. Die seit über 50 Jahren jährlich durchgeführte Reiseanalyse gilt als detaillierteste Untersuchung zur deutschen Urlaubsreisenachfrage.
Die Studie befragt jeweils zu den getätigten Reisen des vergangenen Jahre sowie zu den Urlaubsplänen des nächsten Jahres.
Hier ein Einblick in die ersten Ergebnisse der Reiseanalyse 2022:
2021: Erste Zeichen der Erholung
Urlaubsreisen 2021 (5+ Tage)
2021 gab es 55 Mio. Urlaubsreisen (5+ Tage), 9% mehr als im Vorjahr. Die Gesamtausgaben bei diesen Reisen stiegen sogar um 24% und beliefen sich auf 56 Mrd. €. Diese Werte sind allerdings immer noch deutlich niedriger als 2019. Die Urlaubsreiseintensität, der Anteil derjenigen, die im Jahr wenigstens eine Urlaubsreise gemacht haben, lag im Jahr 2021 bei 68%. Das entspricht 47,8 Mio. Personen. Der Wert ist gegenüber dem Vorjahr (63%) angestiegen, bleibt aber unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie (2019: 78%). (Siehe Grafik 1)
Kurzurlaubsreisen 2021 (2-4 Tage)
Für das Segment Kurzurlaubsreisen (der 14-75-Jährigen) lauten die Eckdaten für das Jahr 2021: 51 Mio. Kurzurlaubsreisen mit Gesamtausgaben von 15,4 Mrd. €. Die Werte liegen damit leicht über dem Vorjahr aber deutlich unter denen für 2019.
Marktanteile Inland/Ausland
Nach den kräftigen Marktanteilsverlusten des Auslands im Jahr 2020 schwingt das Pendel im Jahr 2021 ein stückweit zurück. 63% aller Urlaubsreisen gingen 2021 ins Ausland (2020: 55%, 2019: 74%). Deutschland ist mit einem Anteil von 37% mit Abstand das Reiseziel Nr. 1. Gegenüber 2020 ist ein Rückgang von über 2 Mio. Reisen zu verzeichnen. Der aktuelle Wert liegt aber deutlich über dem von 2019. Von den Kurzurlaubsreisen (2-4 Tage Dauer) führten 2021 deutlich über 80% ins Inland.
Reiseausgaben
Pro Person und Reise wurde 2021 wieder spürbar mehr ausgegeben, nämlich im Schnitt 1.017 € (2020: 892 €; 2019: 1.032 €).
Organisation und Buchung
Die Online-Buchung bleibt mit einem Volumen von fast 22 Mio. Urlaubsreisen der bedeutendste Buchungsweg. Es folgt die Buchung im persönlichen Kontakt mit einem Volumen von 17,2 Mio. Urlaubsreisen. Beide Buchungswege können gegenüber 2020 zulegen. Die Marktanteile von 46% bei der Online-Buchung und von 36% beim persönlichen Kontakt liegen auf den langfristigen Trend-Linien der letzten Jahre.
Insgesamt war 2020 in vielerlei Hinsicht für die touristische Nachfrage ein ganz besonderes „Ausreißerjahr“. Die Eckdaten für das Jahr 2021 zeigen wieder ein Urlaubsverhalten, das dem vor der Pandemie stärker ähnelt.
2022: Ein super Tourismusjahr?
Nachfrageseitig sind die Aussichten auf das aktuelle Reisejahr sehr gut. Die Reiselust ist auf einem Höchststand, die persönliche wirtschaftliche Lage wird als stabil eingeschätzt.
Urlaubsreisen sind für die meisten Deutschen ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität. Sie sorgen für einen wohltuenden Ausgleich zu den Anforderungen des Alltags. Immer mehr Menschen betonen die Bedeutung sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit für ihre Ferien.
Reisepläne für 2022 haben deutlich mehr Personen als zu Beginn des Vorjahres, auch wenn manche davon noch etwas zögerlich mit ihren konkreten Entscheidungen sind. Fast zwei Drittel der Bevölkerung planen im Jahr 2022 sicher zu verreisen: Bei 28% steht das Ziel schon fest, bei 33% ist das Ziel noch offen. Diese Werte stimmen optimistisch, dass 2022 in großer Zahl in den Urlaub gereist wird, sofern es die Rahmenbedingungen zulassen. Auf der anderen Seite gibt es auch Anfang 2022 weiter eine gewisse Unsicherheit. Mit 27% liegt der Anteil der Unsicheren zwar deutlich unter dem Wert von 2021, aber immer noch weit über dem Niveau von Januar 2020. (Siehe Grafik 2)
Urlaubsmotive
In der Rangfolge der allgemeinen Urlaubsmotive stehen Anfang 2022 Abstand zum Alltag, Spaß, Sonne, Entspannung, frische Kraft und Zeit füreinander auf den vordersten Plätzen. Dies ist einer Mehrzahl der Bevölkerung besonders wichtig, wenn sie Urlaub macht. Die Motive in den Top 10 sind seit Jahren stabil, allerdings gibt es aktuell im Detail eine interessante Entwicklung: Unter den Motiven, die in den letzten 2 Jahren für mehr Menschen wichtig geworden sind, finden sich: Verwöhnen lassen, Spaß/Freude, Gesundheit, Entspannung, gemeinsames Erlebnis–also eher ich-bezogene, entschleunigende Aspekte und nicht so sehr der große Hunger nach Action oder Neuem. (Siehe Grafik 3)
Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen
Die Werte zu Ökologischer und Sozialer Nachhaltigkeit von Urlaub sind seit 2016 kontinuierlich gestiegen. Trotz dieser positiven Entwicklung bei den Einstellungen bleibt das „attitude-behaviour-gap“ groß und es gibt im Vergleich zu den hohen Einstellungswerten weniger Urlaubsreisen, bei denen tatsächlich auf Nachhaltigkeit geachtet wurde: Bei 5% der Urlaubsreisen 2021 war die Nachhaltigkeit des Angebots der entscheidende Faktor, bei weiteren 21% spielte sie zumindest eine gewisse Rolle bei der Entscheidung.
Auch 2022 sind die Rahmenbedingungen für den Tourismus herausfordernd. Eine vollständige Rückkehr zu den Ferienverhaltensmustern der Vor-Corona-Zeit ist erst 2023 oder später zu erwarten. (Siehe Grafik 4)
Die ersten Ergebnisse der Reiseanalyse 2022 stimmen positiv für das Reisejahr 2022. Die große Reiselust und die zunehmende Multioptionalität der Reisenden z.B. bezüglich des Reiseziels und die weiterhin große Beliebtheit von Urlaubsreisen ins Inland bergen Chancen für das Reiseland Rheinland-Pfalz. Die Entwicklung und Auswirkungen der aktuell angespannten weltpolitischen Lage auf die Reiselust und -Möglichkeiten bleibt jedoch abzuwarten.
Quelle: FUR Reiseanalyse 2022 – Erste Ergebnisse, März 2022