21. Oktober 2020

Herausforderungen und Chancen der Corona-Pandemie für den Städtetourismus in Rheinland-Pfalz

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie zählt die Tourismusbranche zu einer der am meisten betroffen Branchen überhaupt. Vor allem der Städte- und Kulturtourismus leidet unter den Einschränkungen. Veranstaltungen fallen aus oder die Teilnehmerzahl ist stark begrenzt. Kultureinrichtungen sind nur teilweise geöffnet und ohne Voranmeldung, meist online oder per App, erhält man keine Tickets. Die Kassen sind geschlossen. Und letztendlich ist der Gast zudem noch verunsichert, inwiefern Abstand halten in der „engen“ Stadt überhaupt möglich ist. Urlaub in der Natur und Aktivitäten an der frischen Luft hingegen boomen. Die Herausforderungen für Städte sind demnach groß.

Deutschlandweit bekam Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren vergleichsweise wenig vom generellen Städteboom ab. Besuchermagneten sind die großen Metropolen und weniger die kleineren Großstädte mit unter 100.000 Einwohnern. Nichtsdestotrotz waren die mittelgroßen und kleinen rheinland-pfälzischen Städte in der Vergangenheit einer der Wachstumstreiber für das Bundesland. Aufgrund der Corona-Pandemie stehen nun auch sie vor einer großen Aufgabe, wenn es darum geht, wieder mehr Besucher anzulocken. Im Folgenden haben wir einige Ansatzpunkte und Ideen  zusammengefasst. Das Gute vorab: der Städtetourismus muss sich nicht neu erfinden. Entsprechende Angebote existieren oftmals schon, sie müssen nur noch stärker in den Vordergrund gerückt und zielgruppengerecht kommuniziert werden. Außerdem von Vorteil: kleinere Städte rücken aufgrund der Pandemie noch mehr in den Fokus. Sie sind überschaubarer, was dem Gast ein gewisses Sicherheitsbedürfnis vermittelt, und oft lassen sich Stadt- und Naturerlebnis hervorragend verbinden. Ein großer Pluspunkt für Rheinland-Pfalz, das mit einer Vielzahl kleiner Städte mit großem Charme überzeugt.

Einheimische und deutsche Gäste in den Fokus stellen
Das Gute liegt oft so nah. Besucher aus dem Umland oder angrenzenden Bundesländern kennen die Städte vor ihrer Haustür oft nur bedingt. In der aktuellen Situation ist der Radius, in dem Urlaube unternommen werden können, oft begrenzt. Die Lust neues kennenzulernen und mobil zu sein ist aber nach wie vor da und bringt Einheimische dazu, ihre Stadt und die Umgebung ganz neu zu entdecken. In Hamburg können Einwohner mit der Hamburg CARD Local beispielsweise auf Weltreise gehen. Mecklenburg-Vorpommern wirbt mit seiner Kampagne „Das Schönste am Herbst“ im Umfeld für Herbsturlaube. Und die Kooperationsgemeinschaft „9 Städte + 2 in Niedersachsen“ wirbt für „Stadterlebnisse gleich nebenan“.

Erhöhter Informationsbedarf
Information und Sicherheit werden groß geschrieben, heute mehr denn je. Der potenzielle Gast muss auf einen Blick informiert werden, wie die aktuelle Lage in der Destination ist. Welche Einrichtungen haben geöffnet, wo gilt überall Maskenpflicht, welche Sicherheitskonzepte gibt es z. B. bei Stadtführungen oder Weihnachtsmärkten? All das ist nicht neu und Aufgabe für jeden Anbieter, doch erscheint es beim Thema Städtetourismus noch wichtiger als beim Urlaub in der Natur. Im Gegensatz zu Hotels werden Unterkünfte mit wenig Kontakten, wie beispielsweise Ferienwohnungen, stark nachgefragt. Hier gilt es, den Gast abzuholen und ihm seine Bedenken zu nehmen. Kann er kontaktlos im Hotel einchecken? Welche Hygiene- und Vorsichtmaßnahmen wurden im Frühstücksraum getroffen? Entsprechende Hinweise auf der Website bieten Sicherheit und Transparenz.

Umland mit einbeziehen
Das Bedürfnis nach Urlaub in der Natur, Wandern und Radfahren ist nach wie vor groß. Wo funktioniert Abstand halten und frische Luft genießen besser als in der freien Natur? Ein Ansatzpunkt, den sich die Städte noch stärker zu Nutze machen können. Weinberge direkt vor der Haustür, Flusslandschaften um die Ecke und ganz viel Platz: die naturnahe Umgebung der Städte in Rheinland-Pfalz macht die Kombination von Stadt- und Naturerlebnis möglich. Übernachten im Zentrum, eine geführte Wanderung durch die nahegelegenen Weinberge und der Besuch beim Winzer um die Ecke. Es gilt, größer zu denken, die Enge der Stadt zu verlassen und sich breiter und vielfältiger aufzustellen.

Aufenthaltsdauer verlängern
Bei Städtereisen handelt es sich meist um Zwei- oder Drittreisen mit einer kürzeren Aufenthaltsdauer. Oft werden Städte auch nur im Rahmen eines Tagesausflugs besucht. Eigentlich schade, denn es gibt so viel zu entdecken. Und dieses Jahr ist sowieso alles anders, Urlaubspläne wurden auf den Kopf gestellt, neue Alternativen müssen her. Das Ziel ist die Entwicklung weg von der reinen Ausflugs- hin zur Feriendestination. Werden dem Besucher Ideen an die Hand gegeben, wie z. B. im Rahmen von mehrtägigen Pauschalen, so wird er motiviert, einen längeren Aufenthalt zu buchen.

Flexibel und kurzfristig
Aufgrund der aktuellen Lage werden Urlaubsentscheidungen sehr kurzfristig entschieden. Wegen der sich andauernd verändernden Lage ist eine lange Vorausplanung schwierig. Täglich können neue Risikogebiete hinzukommen oder Lockerungen zurückgenommen werden. Außerdem macht man sich, beispielsweise bedingt durch Kurzarbeit, Sorgen um Geld und achtet mehr denn je auf flexible Stornierungs- oder Umbuchungsbedingungen. Angebote, die einfach umgebucht oder storniert werden können und ein direkter Ansprechpartner vermitteln Sicherheit und zahlen sich für eine langfristige Kundenbindung aus.

Zielgruppenspezifische Angebote vermarkten
Den typischen Städteurlauber gibt es praktisch nicht. Egal ob Familien, jüngere Paare oder Senioren, die mittelgroßen und kleinen Städte haben für jeden etwas zu bieten. Urlaube ins Ausland sind ausgefallen und oftmals ist die Unsicherheit, eine Flugreise zu unternehmen zu groß. Die Familie, die eigentlich nach Spanien geflogen wäre, sucht nun nach einem nahegelegen Reiseziel. Welche Ausstellung eignet sich besonders für Kinder, wo gibt es entsprechende Unterkünfte mit Familienzimmer und welche Wanderung im Umland ist mit Kinderwagen begehbar?




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